Tag lauter_lob
In „Die Spielerin“ erzählt Isabelle Lehn von einer Frau, die sich zurücknimmt, um nach vorne zu gelangen „Man umschreibt sie als Frau mittleren Alters. In diese Rolle fügt sie sich ein, ihr bezeichnendes Merkmal ist ihre Durchschnittlichkeit. Man könnte sie für die Gerichtsprotokollantin halten, die lediglich den falschen Platz gewählt hat, und wür... mehr auf atalantes.de
„Wackelkontakt“ Wolf Haas‘ meisterhafte Mise en abyme „Ist ja irre, die halbe Kunstgeschichte als Puzzle. Wer stellt so was her? Das ist ja echt ein bisschen – ich pack das irgendwie nicht.“ „Such dir eines aus“, sagte Escher großmütig und öffnete gedankenverloren die Tortenschachtel, obwohl er das Süßzeug doch auf später verschieben wollte. „Aber ... mehr auf atalantes.de
In „Ein junger Herr in Neapel“ erzählt Andrea Giovene vom Erwachen eines jungen Schriftstellers „Zur Spitze hin hatten Feuchtigkeitsflecken ganze Generationen überwältigt, sie glichen ganzen Schwärmen mit einem Schrotschuss durchsiebter Spatzen. Der Baum kräuselte sich, er trübte sich ein und schlug Wellen. Die jüngsten Generationen waren am unlese... mehr auf atalantes.de
Clare Chambers erzählt in „Scheue Wesen“ von der Macht der Erwachsenen und der Ohnmacht von Kindern „In ALLEN GESCHEITERTEN BEZIEHUNGEN (sic!) gibt es einen zunächst noch unbemerkten Punkt, in dem man später jedoch den Anfang vom Ende erkennt. Für Helen war es das Wochenende, an dem der Versteckte Mann nach Westbury Park kam.“ Dieser erste ... mehr auf atalantes.de
In „Man kann auch in die Höhe fallen“ erzählt Joachim Meyerhoff von der magischen Macht seiner Mutter „Was für ein Spektakel, dachte ich, Milch, Blut, Regen, Donner, Plazenta und Blitze, Mutterglück, neues Leben und ein nasser Mann Mitte fünfzig.“ Dieser Satz, der gegen Ende von Joachim Meyerhoffs neuem Roman fällt, komprimiert den Inhalt auf wunde... mehr auf atalantes.de
Joshua Cohen hat in seinem neuen Roman vieles erfunden und verfremdet, doch, wie er im Nachwort betont „Die Netanjahus blieben die Netanjahus“ „Aus meiner Vorliebe Literatur wurde Geschichte, aus der Vorliebe aller anderen für Buchhaltung wurde Wirtschaftslehre, und Amerika blieb Amerika. Ich blieb bis zum Abschlussexamen an der Columbia, und nach ... mehr auf atalantes.de
In ihren Romanen „Mama Odessa“ und „Baumgartner“ erschaffen Maxim Biller und Paul Auster vielfältige Wege zur Erinnerung und zeigen einige Gemeinsamkeiten „Anna war an seiner Seite, auf der ganzen Reise gingen sie nebeneinanderher, sprachen miteinander, hörten einander zu, während sie durch die Räume und schwach beleuchteten Korridore des Palasts d... mehr auf atalantes.de
„In einer dunkelblauen Stunde“ errichtet Peter Stamm „ein verwinkeltes Gedankengebäude“, in dem die Leserin „auf Entdeckungstour geht“ „Nicht der Autor erzählt, alle Menschen und Ereignisse erzählen.“ „Es geht beim Schreiben nicht darum, etwas zu machen, sondern etwas zu finden.“ „Die Wirklichkeit schreibt keine Geschichten. In der Fiktion kann man... mehr auf atalantes.de
Charles Ferdinand Ramuz hat mit „Derborence“ ein Sprachkunstwerk in antiker Tradition erschaffen „Ah! Derborence, du warst so schön, du warst schön in jener Zeit, wenn du dich schmücktest von Ende Mai an, für die Männer, die kommen würden. Und sie ließen nicht warten; sobald du das Zeichen gabst, kamen sie.“ Charles Ferdinand Ramuz (1878–1947) gilt... mehr auf atalantes.de
Über den Wald als Ort des Werdens und Vergehens schreibt Anaïs Barbeau-Lavalette in „Sie und der Wald“ „Ich lasse mich vom Wald aufsaugen. Spüre, dass ich zu diesem Boden dazugehören kann. Zu der Fläche zwischen zwei Bächen, der Biegung hinter dem Felsen, der aussieht wie ein Gesicht, zu dem Erdpfad, der sich zum Gipfel schlängelt. … ... mehr auf atalantes.de
Kristine Bilkau erzählt in „Eine Liebe in Gedanken“ von dem, was nach einem Verlust bleibt „Ich wollte Edgar Janssen dazu bringen, sich an meine Mutter zu erinnern, an seine und ihre gemeinsame Zeit. An die Liebe zwischen Toni und Edgar, … Lesen fortsetzen ... mehr auf atalantes.de
In „Der Pole“ erschafft J. M. Coetzee einen Epigonen von Homer, Dante und Goethe „Sie kennt Margarita, seit sie als Kinder zusammen auf der Nonnenschule waren; sie hat schon immer den Elan ihrer Freundin bewundert, ihren Unternehmungsgeist, ihr selbstsicheres Auftreten. Jetzt muss sie ihren Platz einnehmen. Was genau wird es bedeuten, einen M... mehr auf atalantes.de
Michael Ondaatje erzählt in „Kriegslicht“ eine spannend verschlungene Identitätssuche „Ich wusste nicht genügend über Agnes Vergangenheit, aber wie gesagt, nie hatte ich als Kind einen Hund gehabt, und nun hielten wir die Tiere in den großen, halbdunklen Räumen dieses geborgten … ... mehr auf atalantes.de
Eugen Ruge ist mit „Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna“ der wohl lustigste Roman über die untergegangene Stadt gelungen „Ach die Leute.“ Livia zuckte mit den Schultern. „Die sind so vergesslich wie das Schilf! Niemand interessiert sich für das, was du gestern gesagt hast. Sie wollen wissen, was du heute sagst. Die politische Wahrheit, … ... mehr auf atalantes.de
Charles Ferdinand Ramuz zeigt in seiner 1922 erschienenen Dystopie „Sturz in die Sonne“, wohin die Klimakrise führen könnte „…nun wird sich alles für alle Menschen so sehr ändern, dass sie sich selber nicht wiedererkennen werden, aber vorerst ändert sich nichts. (…) Sie stellen sich nichts vor, das über sie hinausgeht. Sie halten die Beständigkeit ... mehr auf atalantes.de
In „Sinkende Sterne“ schreibt Thomas Hettche gegen das an, „was die puritanische Welt der Angst, die gerade entsteht, mit ihren Vorstellungen von Schuld und Reinheit zum Verschwinden bringen will“ »Wenn wir lesen, Dschamīl«, sagte ich leise, »ist das so, als ob wir jemanden ansähen. Wir schauen einem Fremden ins Gesicht. Und Fremdheit ist fast das ... mehr auf atalantes.de
Wilhelm Genazino zelebriert in seinem neuen Roman „Kein Geld, keine Uhr, keine Mütze“ die Lebenskunst der Ratlosigkeit „Es ist viel sinnvoller (…), so oft wie möglich wenigstens beiseite zu schauen, dorthin, wo die anderen nicht hinschauen.“ Die Werke des 1943 … ... mehr auf atalantes.de
James Baldwins autobiographischer Roman „Von dieser Welt“ „Prediger sein hat noch keinen (…) von seinen Schweinereien abgehalten.“ Von Liebe und Unterdrückung handelt der im Jahr 1953 erschienene und jetzt in einer Neuübersetzung wieder aufgelegte Roman „Von dieser Welt“ des Amerikaners … ... mehr auf atalantes.de
Claire Keegan erzählt in „Reichlich spät“ von einem Geizhals mit rigiden Ansichten „Das war ein Teil des Problems: dass sie nicht hören und gut die Hälfte der Dinge auf ihre Weise tun wollte.“ Claire Keegans Erzählung „Reichlich spät“ mag mit ihren 64 Seiten für eine Monographie etwas knapp bemessen sein, literarisch und emotional hingegen ist R... mehr auf atalantes.de
Gregor Hens sinniert in seinem Roman „Missouri“ über unterschiedliche Wahrnehmungen von Liebe „Zwischen den Zeilen immer die Frage: Was der Mensch wahrnimmt und was nicht. Wo verlaufen die Grenzen unserer Welt? Deiner Umwelt, meiner Umwelt. Die Sonne ist ein Himmelslicht, … Lesen fo... mehr auf atalantes.de
In „Toko“ erzählt Erwin Uhrmann von Weltuntergang und Zivilisationsverdruss „Was, wenn die Welt für uns genau so zerfällt, wie für diesen Riesen. Das Fundament all dessen, was er als sicher empfand, wurde gerade gesprengt. Am liebsten wäre er unter den … Lesen fortsetzen ... mehr auf atalantes.de
In „Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt“ erzählt Usama Al Shahmani vom Erinnern und Suchen „In einem Baum entdeckt er kleine Vögel, die sich stumm zwischen den Ästen bewegen, dann fliegen sie einer nach dem anderen zum nächsten. Sie sind die einzige Bewegung in der kalten Winterlandschaft. Von Baum zu Baum … ... mehr auf atalantes.de
Anita Brookner schreibt in „Seht mich an“ präzise und herausragend über die Einsamkeit „Das allgemeine Publikum kennt uns kaum, was auch nicht unbedingt unser Wunsch wäre. Wir besorgen vielmehr das Material für unseren eigenen wissenschaftlichen Mitarbeiterstab, für auswärtige Fachkollegen und für die gelegentlichen, sehr seltenen Besucher. Im Auge... mehr auf atalantes.de
Bodo Kirchhoff erforscht in „Seit er sein Leben mit einem Tier teilt” Herzen zwischen Unabhängigkeit und Vertrauen „Nur weil wir jemanden lieben, ist der uns nicht das eigene Glück schuldig.“ Das trübe Wetter zu Jahresbeginn ist nur ein Grund zum neuen Roman von Bodo Kirchhoff zu greifen. Dieser trägt zwar den sperrigen Titel „Seit er &... mehr auf atalantes.de
Andreas Schäfers „Die Schuhe meines Vaters“ ist Trauerritual und Totengesang zugleich „Gedenken ohne Worte. Erinnernder Abschied durch Wiederholung von Handgriffen und Gewohnheiten. Ist es nicht so, als würde man dabei in die Leerform hineinschlüpfen, die der Verstorbene hinterlassen hat? Ich hatte das Bedürfnis, Wege des Vaters in seinem Namen zu ... mehr auf atalantes.de
In „Lincoln im Bardo“ schlüpft Saunders mit innovative Erzähltechnik in die sensible, selbstkritische Seele des Präsidenten „Bleibt, beschwor ich. Er ist nicht unerreichbar für Eure Hilfe. Ganz und gar nicht. Ihr könnt noch viel Gutes für ihn tun. Ihr könnt … Lesen forts... mehr auf atalantes.de
David Wagner erzählt in „Der vergessliche Riese“ die Geschichte einer intensiven Vater-Sohn-Begegnung „Seine Stimme ist die von früher, sie hat sich kaum verändert. Sie klingt noch immer so, als sage er nur kluge Sachen. Früher, im seltsamen Früher, wo liegt dieses geheimnisvolle Land, wusste er alles. Er war der Riese, auf den ich klettern konnte,... mehr auf atalantes.de
Im fünften Teil seiner autobiographischen Romanfolge erzählt Joachim Meyerhoff „wie es ist, wenn die Selbstverständlichkeit der Existenz abhandenkommt“ „Ich musste mich durch Erinnern wiederbeleben, mir selbst eine Hirnmassage verpassen. Nimm einfach alles, was aufblitzt, forderte ich mich auf, und präzisiere es! Was kleines Heiteres, damit dich di... mehr auf atalantes.de
Peter Stamm erzählt in seinem Roman „Das Archiv der Gefühle“ von einer Befreiung „Im Flur gleich neben dem Eingang unter der altertümlichen Garderobe steht ein großer Pappkarton mit leeren, graugelben Aktenmappen, die ich beim selben Großhändler beziehe, von dem auch das Pressehaus seine Mappen gekauft hatte. Ich nehme zwei heraus und beschrifte si... mehr auf atalantes.de
Stephen Fry legt mit „Helden“ den zweiten Band seiner Trilogie antiker Mythen vor „Die Götter in den griechischen Mythen stehen für menschliche Motive und Antriebe, die uns immer noch rätselhaft vorkommen.“ Als Kind bin ich mit Gustav Schwab in die Welt der antiken Mythen eingetaucht. Sie haben mich seitdem nicht mehr losgelassen, wie sich unschwer... mehr auf atalantes.de
Christine Wunnicke lässt in ihrer Wissenschaftssatire „Katie“ Empirie gegen Esoterik antreten „Der Schrank war ihr Heiligtum, ihr Arbeitsplatz, das Zentrum ihres Ruhms. Am Schrank hing alles. Der Schrank war der Grund, warum Florence zu Mutters großer Qual nie mehr im … Lesen fo... mehr auf atalantes.de
Leïla Slimanis gesellschaftskritischer Roman „Dann schlaf auch du“ spielt mit dem Dilemma von Überforderung und Ausbeutung „Die Nanny ist wie diese Schemen, die im Theater im Dunkeln das Bühnenbild umbauen. Sie heben ein Sofa an, verschieben geschwind eine Säule aus … L... mehr auf atalantes.de
Die Soiree der Prinzessin von Guermantes, Bd. 4, II. 1 „Die Angehörigen der Gesellschaft stellen sich Bücher gern als eine Art Kubus vor, dessen eine Seite entfernt ist, so dass der Autor nichts Eiligeres zu tun hat, als die Personen, denen er begegnet, hineinzustecken.“ An diesem Abend erfüllt sich ein lang gehegter Wunsch des jungen … ... mehr auf atalantes.de
Sigrid Nunez komponiert in „Der Freund“ Eigenes und Fremdes zu einem Buch über Schriftsteller und ihr Schreiben „Aber auf diesen Seiten findet sich vieles, von dem ich nie jemandem erzählt habe. Es ist seltsam, wie der Akt des Schreibens zu Geständnissen führt. Nicht, dass es nicht auch dazu führt, das Blaue vom Himmel herunterzulügen.“ Manchem ... mehr auf atalantes.de
In ihrem stilistisch außergewöhnlichen Roman „Milchmann“ erzählt Anna Burns die spannende Geschichte von einem „Mädchen, das im Gehen liest“ und ihrem zudringlichem Verfolger „Aber dummerweise waren – wegen der losen Natur unserer Beziehung; weil er am anderen Ende der Stadt wohnte und daher noch nicht gehört hatte, dass ich der neue Schwarm dieses... mehr auf atalantes.de
In „Die Bagage“ ordnet Monika Helfer ihre Familiengeschichte mit Gefühl und Phantasie „So viel geschieht, und es geschieht nebeneinander, auch wenn es nacheinander geschieht. Wie auf den Bildern von Pieter Bruegel dem Älteren. Ich habe es probiert. Ein bisschen kann ich malen. Aber ich war nie damit zufrieden. Wäre ich doch eine Musikantin! Die Gru... mehr auf atalantes.de
Juli Zeh erzählt in „Über Menschen“ von der Widersprüchlichkeit „Dora mag keine absoluten Wahrheiten und keine Autoritäten, die sich darauf stützen. In ihr wohnt etwas, das sich sträubt. Sie hat keine Lust auf den Kampf ums Rechthaben und will nicht Teil einer Meinungsmannschaft sein.“ Eine Seuche schleudert eine Frau in die Einsamkeit, wo sie als ... mehr auf atalantes.de
Itō Hiromi erzählt in „Dornauszieher“ von den ambivalenten Gefühlen eines alternden Ichs „Mutters Qual. Vaters Qual. Ehemanns Qual. Einsamkeit, Angst, Frustration. Diese Qualen befallen mich zwar, aber neuerdings quälen sie mich nicht wirklich. All die Qualen, mit denen ich mich herumschlage, so wurde mir klar, sind ja mein Stoff. Ich bin damit bes... mehr auf atalantes.de
In „Die Schlange im Wolfspelz“ legt Michael Maar die sprachlichen Lebensadern der Literatur frei „Wenn wir uns lesend treiben lassen (…) dann immer in der Hoffnung, man komme, exempla docent, dem Geheimnis des Stils und der großen Literatur nur durch Beispiele nah.“ Der gleichsam belesene wie wortgewandte Michael Maar versucht in seinem neuen Buch ... mehr auf atalantes.de
Daniel Mendelsohn verbindet in „Eine Odyssee. Mein Vater, ein Epos und ich” die sensible Suche nach dem Vater mit einer unterhaltsamen Einführung in das berühmte Epos „Die Odyssee selbst bewegt sich durch die Zeit in der gleichen gewundenen Weise, wie sich Odysseus durch den Raum bewegt.“ Wie die beiden zuvor besprochenen Bücher handelt es sich ... mehr auf atalantes.de