Tag 100_worte
Erst lebte er, dann starb er. Erst sehnte er sich nach Beachtung, dann sehnte er sich nach Ruhe. Erst war er weich und warm, dann wurde er alt und kalt. Zwischen den Gegensätzen fand sein Leben statt. Häufig versteckte er sich vor dem Leben. Manchmal fand es ihn dennoch. Und manchmal nicht. Die Bäume wuchsen […]... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
Kennt jeder: für wichtige Dinge oder Dokumente braucht man ein Aufbewahrungssystem, damit sie einfach zu finden sind. Als Pendler zwischen zwei Wohnungen habe ich dafür ein besonders zuverlässiges System konzipiert. Wichtiges wird ordentlich auf einem Regal gesammelt. Also auf zweien. Oder auf dem Tisch, oder in einer Dokumentenmappe, oder in der H... mehr auf meinesichtderwelt.wordpress.com
„Bei mir selbst zu Besuch. Das Haus steht und zittert.“ Peter Kurzeck. „Übers Eis“. Ich war fort. Dann bin ich zurückgekehrt, um zu merken wie fremd ich mir selbst geworden bin. Das Haus erbleicht und zittert als es mich sieht. Ich betrachte es lange bevor ich über die Schwelle trete, es ändert die Farben, beruhigt […]... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„Es sei daran erinnert, daß es Nachmittag war.“ Herman Melville. „Bartleby, der Schreiber.“ Das ist es, was sie versuchen uns beizubringen; den Tag in kleine verdauliche Häppchen zu teilen. Das nennt sich Morgen, das Vormittag, dieses ist die Mittagszeit, gefolgt vom Nachmittag, dem frühen Abend, der in den späten Abend übergeht, der wiederum die N... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„Jeder Mensch ist ein Lied, das er selber nicht singt.“ Les Murray. „Der schwarze Hund“. Wäre ich ein musikalischer Mensch, würde ich versuchen eine hervorragende Komposition zu hinterlassen. So wie ich in meinem eher unmusikalischen Leben Tag für Tag bemüht bin, Sätze zu formulieren, die über die Banalität meines Lebens hinaus gehen. Die vielleich... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„Die Bäume haben die Ärmel hochgekrempelt.“ Jeffrey McDaniel. „Heimatland Neurose“ (hochroth) Ich kann es nicht leiden, wie die trockenen Nadeln vor sich hin klagen, während der Farn einfach weiter gedeiht, als ginge ihn das Sterben rings um ihn herum nichts an. Die Bäume aber, schon immer, schon vorgeburtlich wahrscheinlich, waren die Bäume mir ei... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„Es ist Morgen und die Frauen sind furchtlos.“ Monica Fambrough. „Les Femmes, Les Fleurs“ (sukultur) Jeden Morgen erwachen die Frauen etwas früher als die Angst. Früh genug, um die Kinder mit Hoffnung zu stillen. Um die Spinnweben der Angst zu entfernen, und die Fenster aufzureißen. Durch das geöffnete Fenster steigt der Tag. Er trägt silberne [... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
Natürlich schummle ich. Ich schummle aus Einsamkeit. Wer einsam ist, hat es besonders nötig, alles richtig zu machen, gut und anerkennenswert. Das geht nicht, ohne zu schummeln. Das Schummeln ist keine Ausrede sondern eine Bedingung. Manchmal ist es gut, die Dinge hinzuschreiben. Denn kaum steht da dieser Satz von Ausrede und Bedingung, entsteht ei... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„meine semantische Verfasstheit: Wanderlust. Ron Winkler. „Magma in den Dingen.“ Jeden Tag wandere ich durch Gebirge und Tiefebenen. Steige über die guten Worte, um zu den schlechten zu gelangen. Werde unterbrochen von unwegsamen Wurzelwerken, stolpere. Manchmal raste ich an bestimmten (W)Orten, die dann doch zu idyllisch sind, um sie in den Rucksa... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„Ein Kreis in dem ich ging und mich beschrieb“ Franziska Beyer-Lallauret „Warteschleifen auf Holz“ Ich murmele Worte, die schreiben sich ein. In das Holz meiner Haut. Manchmal blühen sie dort auf. Dann berühren sie eine andere Haut, die wiederum reagiert und so weiter. So pflanzt es sich fort. Andere Worte stehen unbefruchtet und nur so, […]... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„Der Geschmack des Sommers ist bitter; sein Geruch verbrannt.“ Eliot Weinberger. „Das Wesentliche“. Sieh hin, sagt sie. Aber ich fixiere den schmalen Spalt zwischen Wand und Vorhang. Dazwischen die Häuser, der blaue Himmel, ein wenig Grün. Alles ist verbrannt, sagt sie. Es regnet nicht mehr. Flüsse trocknen aus. Menschen sterben. Vor Hunger. Im Kri... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„Ich sende meine Umrisse durch eine Schleuse“ Hans Thill. „Ratgeber für Zeugleute“ Wie ich mich immer wieder aufspiele. Aufblase. Denke, es kann unmöglich wichtigeres geben als mich. Wie soll denn eigentlich die Welt sich weiter drehen, wenn ich eines Tages nicht mehr bin. Ein unausdenkliches Unglück. Also tue ich, was ich kann. Ich arbeite und [... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„Sehen heißt glauben. Doch vom Finstern unbedroht sind Worte.“ Rosmarie Waldrop. „Hölderlin Hybride“. Schreiben heißt an diesem Wunder festzuhalten. Zu glauben, einen Satz erschaffen zu können, der von allem spricht, ohne viele Worte zu benötigen. Einen Satz wie eine feststehende Behauptung in die Welt setzen zu können. Die einzig passenden Worte i... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„ungeboren und in der Welt ruht dein köpfchen […]“ Christoph Danne. „Solo für phyllis“. Manchmal schießt mir dieser Gedanke in den Kopf: Dass alles viel früher anfängt, lange vor dem Moment, in dem wir es greifen können. Dass alles viel länger fortdauert, auch dann noch, wenn es nichts mehr zu sehen und zu betasten gibt. […]... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„Alles bleibt an mir hängen und trocknet dort.“ Ricarda Kiel. „Kommt her ihr Heinis ich will euch trösten.“ Es ist als wäre ich eine Art Magnet, oder ein magnetisches Feld, und alles, was überflüssig ist, alles was keinen festen Ort hat und nicht von Sehnsucht und den Wünschen anderer angezogen wird, kommt dann eben zu […]... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„Danach schien der Mond über dem Hafen und eine alte Frau mit wächsernem Gesicht lag bleich und starr in einem dunklen Fenster.“ Hertha Kräftner „Kühle Sterne“ Den Hafen hatte ich geliebt. Das Meer und die Schiffe, den Geruch nach Salz und Fisch, die Matrosen. Den Mond auch. Der Mond gehört immer und überall dazu. Jeden […]... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„hatte Flaum, von Anfang an trugen die Schwestern es wegen der Schönheit summend umher.“ Kerstin Becker. „Das Gesamte Hungrige Dunkel Ringsum.“ Sobald sie das Neugeborene auf den Arm nahmen, strömte das Summen der Schönheit in ihre eigenen Körper. Man konnte die Verwandlung, die es auslöste förmlich sehen. Als hätte dieses außerordentliche Wesen di... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„versteckte Kinder, deren Namen die Müttervon den Balkonen fallen liessen“ Sabina Naef. „Tag an dem ich aufzuwachsen vergaß.“ Lyrikline Immer wieder landen wir bei unseren Wurzeln. Wir stehen auf den Balkonen und rufen einander unsere Lebensgeschichten zu. Jede hat Verletzungen, und niemals wächst sich das ganz aus. Als ich ein Kind war, hat meine ... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„Aber ich gebe zu, ich habe ein Verlangen nach periodischen Sätzen…“ Keith Waldrop. „Kommunikation“. Gravitationen 1 Das Gleichmaß des Verlangens. Seine Beständigkeit. Die unterschiedlichen Möglichkeiten, es anzuerkennen, oder eben nicht. Die hinlänglich bekannten Sätze, die sich auf eine wiedererkennbare Art miteinander verbinden. Beruhigend... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
die erde ist ein kugelförmiges raumschiff, […] Carl-Christian Elze. „diese kleinen, in der luft hängenden bergpredigenden gebilde“ Alles ist mir zu laut und zu leise, zu hell oder zu dunkel. Es ist mir alles zu viel. Denn ich finde die Mitte nicht. Die Mitte von diesem seltsamen Raumschiff, in dem ich umhertreibe, seit ich die […]... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
(7) „Beim Kaffee sehen wir einer Fliege beim Sterben zu, sie liegt rücklings auf der Fensterbank“ Ulrich Koch „Dies ist nur der Auszug aus einem viel kürzeren Text“ Gedichte Ich glaube nicht an den Tod. Marguerite Duras hat einer Fliege Unsterblichkeit verliehen, indem sie ihr Sterben beschrieben hat. Ich weiß nicht, ob das paradox ist. […]... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„Wenn ich bete, bete ich rückwärts.“ Senthuran Varatharajah „Rot (Hunger)“ Die Richtung ist entscheidend. So sagt man. Guck nach vorn sagte man mir, als ich ein Kind war und ständig über meine eigenen Füße stolperte, weil es so viel rechts und links vom Weg zu sehen gab. Guck nach vorn sagte man mir, als ich […]... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„jetzt gibt es mich mit den schwarzen hunden die schicken mich woher sie auch immer lass ich mich führen so leicht an der leine so geführig gehe ich auf mein fröhliches ende zu.“ Nancy Hünger „4 Uhr kommt der Hund. Ein unglückliches Sprechen.“ Wie die Dinge den Körper anlaufen, wie einen Hafen. Oder ist es […]... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„und immer öfter spreche ich mit motten und vögeln sie fragen nicht nach irgendwas sie sind einfach da“ Volha Hapeyeva. Drei Gedichte. Übersetzt von Matthias Göritz. In: „Die Verteidigung der Poesie in Zeiten dauernden Exils.“ Vor dem geöffneten Fenster sehe ich ein Rotkehlchen, wenig später eine Blaumeise. Ich denke an meine Großmutter. An ihr Küc... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„Die Tarantel krallt den Clown im Rausch, und Blitze zucken durch den kränklichen Himmel.“ Paul Bowles. „Fast nichts“ Übersetzt von Jonis Hartmann Sie sprechen von dir. Jeder kann es hören, niemand will verstehen. Als wir Kinder waren (manchmal frage ich mich, ob wir jemals etwas anderes geworden sind, ob wir nicht im Grunde immer noch […]... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„Der Lesestoff ist grün, fällt ein durch quadratische Fenster“ Ilse Aichinger „verschenkter Rat“. Gedichte Gras wächst über den Brief. Ich habe ihn vergraben und gewartet. Ein Jahr, ein weiteres Jahr. Ich konnte sehen, wie Insekten und Würmer über das Papier marschierten. Ein Papier, das einmal strahlend weiß gewesen war, bevor ich es mit Buchstabe... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
Ich stehe knietief im Licht und habe alles vergessen. Ich habe vergessen, was Demut ist und was Ehrgeiz bedeutet. Weil ich knietief im Licht stehe, glaube ich nicht, dass es die Dunkelheit gibt. Ich spüre meinen Körper nicht. Also bestreite ich seine Existenz. Meine Gedanken sind eine Streitmacht, der ich mich kampflos ergebe. Ich habe […]... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„Ich sagte dir, ich wolle in einer Welt leben, in der das Gegenmittel von Scham nicht Ehre ist, sondern Ehrlichkeit.“ Maggie Nelson. „Die Argonauten“. Die Worte die außer sich selbst ihr Gegenteil enthalten. Worte, die über sich hinaus gehen. Über uns sowieso. Worte, denen wir folgen dürfen. Worte, die unseren Weg ebnen. Andere, die uns […]... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„Ich bekam sie niemals zu sehen, weil ich nicht schnell genug war, obwohl die Zeit schon seit Tagen stillstand.“ Felicitas Hoppe. „Pigafetta“. Geduldig stand sie dort. Immer am gleichen Fleck, ohne sich zu bewegen. Vielleicht atmete sie nicht einmal. Trotz ihrer Beständigkeit war sie nicht zu erkennen. Weil Geduld unsichtbar macht, erklärte mir mei... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„Ich habe keine Angst. Ich habe gar nichts.“ Lütfiye Gützel. „nahezu nichts gelingt.“ Reich ist, wer nichts besitzt. Das sind Gedanken für Menschen, die keinen Hunger leiden, ein Dach über dem Kopf und ein warmes Bett ihr eigen nennen. Keine lange Liste von Erfolgen aufweisen zu können, kein Auto, kein Haus und keinen Swimmingpool, das […]... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„dein körper ist eine wunde.“ Sünje Lewejohann. „die idiotische wucht deiner wimpern“. Jahrelang litt sie unter ihrem Körper, der ihr ständig vor Augen führte, dass sie nicht gut genug war, nicht schnell genug, nicht schlank genug. Sie hielt ihn aus wie eine Wunde, die irgendwann verheilen würde. Diese Hoffnung verlor sie nie. Und schließlich gesch... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„ich geh spazieren in einem wintertag,“ Bernd Freytag. „Ich bin das tor.“ Es verletzt mich, dass ich mit meinen Schritten den Schnee verletze, dass ich eine Spur hinterlasse. Ich wäre lieber unerheblich. Ganz leicht, nur ein Hauch, der über allem schwebt. Häufig bedauere ich meine Leiblichkeit. Besonders im Winter. Wenn viele Schichten Stoff notwen... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„Ich träume, dass meine Mutter stirbt. Sie hinterlässt mir eine Schachtel mit ihrem Herzschlag.“ Aglaja Veteranyi. „Warum das Kind in der Polenta kocht.“ An keinen Traum erinnere ich mich so genau wie an diesen. Ich schlief auf dem Dachboden, im Haus der Freundin meiner Mutter. Von der Dachluke aus konnte man das Meer sehen. Es […]... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„gelegentlich Worte am Vormittag“ Agnieszka Lessmann. „Fluchtzustand“ Erst gab es einen unermüdlichen Redeschwall, dann nur noch ausgesuchte Erzählungen, schließlich lediglich vereinzelte Worte am Vormittag. Die Zeit schrumpelte unter unseren Händen. Wir hatten verlernt, sie blühen zu lassen. Alles vertrocknete, sehr langsam und auf eine Weise, die... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„Es gibt keine Mythologie: Odysseus erhängte sich.“ Ilya Kaminsky. Tanzen in Odessa. Es gibt Geschichten, die wir töten müssen, zerteilen und die Teile an unterschiedlichen Orten vergraben. Es gibt Gräber und Aprikosenbäume. Es gibt sogar Gräber auf denen Aprikosenbäume wachsen. Und es gibt uns. Unsere Lügen und Helden, die erst ihre Stimme verlier... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
„solange mir dornen wachsen in der absagen wuchernden welt fällt mir das fluchen leicht.“ Ines Berwing. „sieben leben“ in Fee Nummer 13, Hg. Beate Tröger Man kann das Wort Absage übersetzen, um damit zurecht zu kommen. In fremde Sprachen übertragen, in denen es weniger hart klingt, weil man die Bedeutung nicht auf Anhieb versteht. Oder […]... mehr auf muetzenfalterin.wordpress.com
Das Bild dürft ihr gerne benutzen. Was ist ein Drabble? Ein Text der exakt aus 100 Worten besteht. Nicht mehr, nicht weniger. Eine ziemliche Herausforderung. In den Text werden drei vorgegebene Worte eingebaut. Eine Schreibaktion, die von Grinsekatz geführt wird. Die heutigen Worte sind: ohnmächtig – Politik – reifen „Was betreibst du hier wirklich... mehr auf wortman.wordpress.com
Das Bild dürft ihr gerne benutzen. Was ist ein Drabble? Ein Text der exakt aus 100 Worten besteht. Nicht mehr, nicht weniger. Eine ziemliche Herausforderung. In den Text werden drei vorgegebene Worte eingebaut. Eine Schreibaktion, die von Grinsekatz geführt wird. Die heutigen Worte sind: spielen – geheim – Stunde Ihre Fähigkeiten waren geheim. Kein... mehr auf wortman.wordpress.com
Was ist ein Drabble? Ein Text der exakt aus 100 Worten besteht. Nicht mehr, nicht weniger. Eine ziemliche Herausforderung. In den Text werden drei vorgegebene Worte eingebaut. Die Worte für heute sind: Kanister – lösen – Quote Ich hatte gestern Abend diese Idee und habe noch einmal meinen „Jalousie – Lehrling“ losgeschickt. ... mehr auf wortman.wordpress.com
Das Bild dürft ihr gerne benutzen. Was ist ein Drabble? Ein Text der exakt aus 100 Worten besteht. Nicht mehr, nicht weniger. Eine ziemliche Herausforderung. In den Text werden drei vorgegebene Worte eingebaut. Eine Schreibaktion, die von Puzzleblume geführt wird. Die heutigen Worte sind: Facettenaugen – wohnen – unpässlich „Wenn man sagt, eine Fra... mehr auf wortman.wordpress.com