Tag fotografie_und_poesie
Durch eine Flügeltür betrete ich die zugewachsene Terrasse und gehe in den Garten. Es sieht aus, als wäre nichts eingerichtet oder angelegt worden. Es gibt weder Zäune noch Hecken, und der Eindruck von nachlässiger Wildheit kommt mir vor wie hohe Gartenkunst. Fast fühle ich mich zu sehr willkommen, es fehlt ein Kennenlernen, ich bin gleich […... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Ein Vierviertelschwein und eine Auftakteuletrafen sich im Schatten einer Säule,die im Geiste ihres Schöpfers stand.Und zum Spiel der Fiedelbogenpflanzereichten sich die zwei zum TanzeFuß und Hand.Und auf seinen dreien rosa Beinenhüpfte das Vierviertelschwein graziös,und die Auftakteul‘ auf ihrem einenwiegte rhythmisch ihr Gekrös.Und der Schat... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Es gibt freiwilliges Allein, Das doch ein wenig innen blutet.Verfrühter Gast in einer Schenke sein,Wo uns derzeit kein Freund vermutet – – Und käme plötzlich doch der Freund herein,Den gleiche Abenteuer-Wehmut lenkt,Dann wird es schön! Dann steigt aus schlaffen TräumenEin gegenseitig stärkendes SichbäumenUnd spricht, was in ihm rauh und... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Ganz am Anfang sind wir, siehst du. Wie vor allem. Mit tausend und einem Traum hinter uns und ohne Tat. Ich kann mir kein seligeres Wissen denken, als dieses eine: dass man ein Beginner werden muss. Einer, der das erste Wort schreibt hinter einen jahrhundertelangen Gedankenstrich. Rainer Maria Rilke: Notizen zur Melodie der Dinge... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Wir haben zu großen Respekt vor dem, / Was menschlich über uns himmelt. / Wir sind zu feig oder sind zu bequem, / Zu schauen, was unter uns wimmelt. Wir trauen zu wenig dem Nebenuns. / Wir träumen zu wenig im Wachen. / Und könnten so leicht das Leben uns / Einander leichter machen. Wir […]... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Zart kost die Sonne / den frostigen Steg. / Im Holz klopft ein Specht.... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Immer wieder, wenn wir sinnen, stürzt die Welt in wilde Stücke; immer wieder, still von innen, fügen wir die schöne Brücke. Richard Dehmel Impressionen von der Seebrücke in Glücksburg an einem stillen Winterabend... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Wie ist dir nun,meine Seele?Von allen Märktendes Lebens fern,darfst du nun ganzdein selbst genießen. Keine Fragevon Menschenlippenfordert Antwort.Keine Redenoch Gegenredemacht dich gemein.Nur mit Himmel und Erdehältst dueinsame Zwiesprach.Und am liebstenbefreist dudein stilles Glück,dein stilles Wehin wortlosen Liedern. Wie ist dir nun,meine Seele?... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Ich habe Menschen getroffen, die,wenn man sie nach ihrem Namen fragte,schüchtern – als ob sie gar nicht beanspruchen könnten,auch noch eine Benennung zu haben −„Fräulein Christian“ antworteten und dann:„wie der Vorname“, sie wollten einem die Erfassung erleichtern,kein schwieriger Name wie „Popiol“ oder „Babendererde“ −„wie der Vorname“ – bitte, be... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Wenn einer fortgeht, muss er den Hutmit den Muscheln, die er sommerübergesammelt hat, ins Meer werfenund fahren mit wehendem Haar, er muss den Tisch, den er seiner Liebedeckte, ins Meer stürzen,er muss den Rest des Weins,der im Glas blieb, ins Meer schütten, er muss den Fischen sein Brot gebenund einen Tropfen Blut ins Meer mischen,er […]... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Etwas aus den nebelsattenLüften löste sich und wuchsüber Nacht als weißer Schatteneng um Tanne, Baum und Buchs. Und erglänzte wie das WeicheWeiße, das aus Wolken fällt,und erlöste stumm in bleicheSchönheit eine dunkle Welt. Gottfried Benn: Rauhreif (1912) „Rauhreif“ ist vielleicht nicht Gottfried Benns stärkstes Gedicht, aber doch anrüh... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
„Ich möchte jemanden einsingen, bei jemandem sitzen und sein. Ich möchte dich wiegen und kleinsingen und begleiten schlafaus und schlafein. Ich möchte der Einzige sein im Haus, der wüßte: die Nacht war kalt. Und möchte horchen herein und hinaus in dich, in die Welt, in den Wald. Die Uhren rufen sich schlagend an, und man […]... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Man sollte, sagte er, alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, einige vernünftige Worte sprechen. Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre Okay, hier ist sie, meine Auswahl für diesen schon fortgeschrittenen Tag: Das Lied, das in Wahrheit k... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Oft weiß ich ganz genau: Ich … war … einmal;Ich habe schon einmal all dies gesehn;Der Baum vor meinem Fenster rauschte mirGanz so wie jetzt vor tausend Jahren schon;All dieser Schmerz, all diese Lust ist nurEin Nochmals, Immerwieder, SpiegelungDurch Raum und Zeit. – Wie sonderbar das ist:Ein Fließen, Sinken, Untertauchen undEin neu Empo... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Sanft kreuzt die Möwe / das schlafende Ried. / Nebel über dem Bodden.... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
aller voraussicht nach werde im alter auch ich milde werden, versöhnlich. aller nachsicht voraus – brülle ich heute für zwei. Helmut Krausser: aller voraussicht nach veröffentlicht in: „Altershalber – Gedichte aus acht Jahrhunderten“, herausgegeben von Helmut Zwanger und Henriette Herwig, Tübingen 2015... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Wolle die Wandlung. O sei für die Flamme begeistert,drin sich ein Ding dir entzieht, das mit Verwandlungen prunkt;jener entwerfende Geist, welcher das Irdische meistert,liebt in dem Schwung der Figur nichts wie den wendenden Punkt. Was sich ins Bleiben verschließt, schon ists das Erstarrte;wähnt es sich sicher im Schutz des unscheinbaren Grau’... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Kannst dich nicht versenken? / Lässt dich Welt nicht leer? Kannst dich nicht entlenken / all der Dinge Meer? Ist in Dem zu ruhen, / draus dein Wesen sprang, deinen Wanderschuhen / gar kein lieber Gang? – Wenn der Tag beschlossen, / sei, mein Geist, versenkt, sei, mein Herz, ergossen / in Den, der dich […]... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Zeit vertreiben –Reize verbitten? Zeit verschenken –Heinz verstecken! Im Stapel ungelesener Zeitungen und Zeitschriften stieß ich auf diese Überschrift: „10 Tipps. So kannst du dir im Lockdown die Zeit vertreiben“. Die Vorstellung, Zeit zu vertreiben, sei es auch nur sich selbst gegenüber, empfand ich schon immer als bizarr. Meine Entsc... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
So hab ich das Meer gern:weit offen, wie ein Spiegel, und zum Horizont in hängende Wolken sich verrinnend …die Sonne hinter feinen leisen Schleiern und Luft und See in blaßblau-lichtem Schein und Schiller …schwermütig ernst und lachend heiter,zutraulich lieb und unnahbar,in unbekümmert freier Größe und nie entweihter Ewigkeit … la... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Es gibt nichts Schöneres, als geliebt zu werden, geliebt um seiner selbst willen oder vielmehr: trotz seiner selbst. Victor Hugo... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Es war ein faules Krokodil,das lag zwei Monate ganz still.Dann schlief es sieben Jahre einUnd schließlich schien es tot zu sein. Joachim Ringelnatz: Es war ein faules Krokodil... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Dass das Schöne und BerückendeNur ein Hauch und Schauer sei,Dass das Köstliche, Entzückende,Holde ohne Dauer sei:Wolke, Blume, Seifenblase,Feuerwerk und Kinderlachen,Frauenblick im SpiegelglaseUnd viel andre wunderbare Sachen,Dass sie, kaum entdeckt, vergehen,Nur von Augenblickes Dauer,Nur ein Duft und Windeswehen,Ach, wir wissen es mit Trauer.Und ... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
…Meine Seele spürt,daß wir am Tore tasten.Und sie fragt dich im Rasten:Hast Du mich hergeführt? Und du lächelst daraufso herrlich und heiterund: bald wandern wir weiter:Tore gehn auf… Rainer Maria Rilke: Einmal am Rande des Hains (Auszug)... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Da du die Zeitung liestsehe ich das Gras an,grünes neues Grasunter dem gelben. Wenn du sehr liebst,werden die Haare wieder dunkel.Wenn du sehr liebst,werden die Haare weiß. Hilde Domin: Spätsommer... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,und auf den Fluren laß die Winde los. Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;gib ihnen noch zwei südlichere Tage,dränge sie zur Vollendung hin, und jagedie letzte Süße in den schweren Wein. Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.Wer jetzt […]... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Woher?Vom Meer. Wohin?Zum Sinn. Wozu?Zur Ruh. Warum?Bin stumm. Klabund (1890 – 1928) An einem neblig-sonnigen Herbsttag am Strand von Lübeck-Travemünde.... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Sooft ich in die wunderbare Welt hineinblicke, und mir vorstelle, ich schaute sie zum ersten Male an, so verwundre ich mich jedesmal über die unendliche Mannigfaltigkeit der Formen, über die verschiedenartigen Gebärden, die jedes andre Wesen unter den übrigen macht. […] Aber noch seltsamer fällt es mir auf, wenn ich die unterschiedlichen Farben bet... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Bald bin ich licht, bald bin ich trüb, bald hart, bald weich, dann bös, dann gut. Bin Sonn und Vogel, Staub und Wind, so Mond als Kerze, so Strom wie Glut, bin arger Geist, bin Engelkind – Alles, alles ist gut. Rumi (1207 – 1273), persischer Dichter... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Woher? Vom Meer. Wohin? Zum Sinn. Wozu? Zur Ruh. Warum? Bin stumm. Klabund (1890 – 1928) Ohne Regung liegt die Bucht. Himmel und Meer scheinen untrennbar miteinander verbunden zu sein. Jeder Atemlaut übertönt den Wind.... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Wie ist dir nun, meine Seele? Von allen Märkten des Lebens fern, darfst du nun ganz dein selbst genießen. Keine Frage von Menschenlippen fordert Antwort. Keine Rede noch Gegenrede macht dich gemein. Nur mit Himmel und Erde hältst du einsame Zwiesprach. Und am liebsten befreist du dein stilles Glück, dein stilles Weh in wortlosen Liedern. […]... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Blassgelbe Falter schaukeln wie Laub in der Lichtung. Ein Stöckchen bringt die stille Oberfläche des Sees für einen Moment zum Kreisen. Mit weit aufgerissenem Maul juchzt ihm ein Hund hinterher. Langsam wickeln wir unser Butterbrot aus dem Papier. „… die Freude ist ein Moment, unverpflichtet, von vornherein zeitlos; nicht zu halten, aber auch nicht... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Es ist sehr gut denkbar, dass die Herrlichkeit des Lebens um jeden und immer in ihrer ganzen Fülle bereit liegt, aber verhängt, in der Tiefe, unsichtbar, sehr weit. Aber sie liegt dort, nicht feindselig, nicht widerwillig, nicht taub. Ruft man sie mit dem richtigen Wort, beim richtigen Namen, dann kommt sie. Das ist das Wesen […]... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß, Das durch den sonnigen Himmel schreitet. Und schmücke den Hut, der dich begleitet, Mit einem grünen Reis. Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser. Weil’s wohltut, weil’s frommt. Und bist du ein Mundharmonikabläser Und hast eine bei dir, dann spiel, was dir kommt. Und lass deine Melodien […]... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Der Abend ist mein Buch. Ihm prangen die Deckel purpurn in Damast. Ich löse seine goldnen Spangen mit kühlen Händen, ohne Hast. Und lese seine erste Seite, beglückt durch den vertrauten Ton, – und lese leiser seine zweite, und seine dritte träum ich schon… Rainer Maria Rilke: Der Abend ist mein Buch An diesem stillen […]... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Du Dunkelheit, aus der ich stamme,ich liebe dich mehr als die Flamme,welche die Welt begrenzt,indem sie glänztfür irgend einen Kreis,aus dem heraus kein Wesen von ihr weiß. Aber die Dunkelheit hält alles an sich:Gestalten und Flammen, Tiere und mich,wie sie’s errafft,Menschen und Mächte – Und es kann sein: eine große Kraftrührt sich in meiner... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Ganz still zuweilen wie ein Traumklingt in dir auf ein fernes Lied.Du weißt nicht, wie es plötzlich kam,du weißt nicht, was es von dir will.Und wie ein Traum ganz leis und stillverklingt es wieder, wie es kam. Wie plötzlich mitten im Gewühlder Straße, mitten oft im Winterein Hauch von Rosen dich umweht,wie oder dann und […]... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Es läuft der Frühlingswind Durch kahle Alleen, Seltsame Dinge sind In seinem Wehn. Er hat sich gewiegt, Wo Weinen war, Und hat sich geschmiegt In zerrüttetes Haar. Er schüttelte nieder Akazienblüten Und kühlte die Glieder, Die atmend glühten. Lippen im Lachen Hat er berührt, Die weichen und wachen Fluren durchspürt. Er glitt durch die Flöte, [̷... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com
Im Nebel ruhet noch die Welt,Noch träumen Wald und Wiesen:Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,Den blauen Himmel unverstellt,Herbstkräftig die gedämpfte WeltIm warmen Golde fließen. Eduard Mörike: Septembermorgen Noch ist Sommer, kalendarisch und auch meteorologisch. Aber früh am Morgen riecht und schmeckt die Luft unverkennbar nach Herbst. Nebe... mehr auf orteundmenschen.wordpress.com