Tag kleine_katastrophen
„Das ist unten.“ Anne ließ keinen Widerspruch aufkommen. Das Brett lag ohnehin auf dem Boden, und die Seitenteile des Regals kamen aus Gründen der Abmessung nicht für ein Fundament in Frage. „Du könntest also diese langen Bretter mit den Holzstiften – da sind doch Holzstifte?“ Natürlich waren da Holzstifte, sogar eine ganze Tüte voll. Das […]... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
Der alte Herr war verzweifelt. Stumm litt er, ganz gefasst und doch innerlich zutiefst berührt. Seine ansonsten feste, knorrige Stimme schien doch hier und da fast zu brechen. „Bismarck“, krächzte er tränenerstickt, „ach, Bismarck – dass dieser Tag doch kommen muss!“ Schwerstens umflort waren seine Worte, wie er den alten Weggefährten zart und behu... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
Die Flaschen klirrten klingelnd über das Laufband, denn es war nur ein schmales Laufband, und es waren auch nur wenige Flaschen. „Wir haben ja nur Spezialabfüllungen“, belehrte mich Hippele. „Deshalb müssen wir öfters mal die Maschinen neu einrichten.“ Mir schwante Obskures, aber damit hatte ich nun doch nicht gerechnet. Kein Vollmondwasser, kein l... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„Kommen Sie da nicht gegen!“ Zur Sicherheit hatte Herr Breschke ein umgedrehtes Schnapsglas über das Ding gestülpt, das da auf der Küchenanrichte im oberen Ausschnitt lag. Bei näherem Hinsehen erkannte ich, und dies ohne ein Vergrößerungsglas, ein kleines weißes Teilchen, an einer Seite rund, an der anderen spitzig zulaufend, nicht direkt zu etwas ... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
Petermann blickte verlegen in den Korb. „Das kann ich dem Chef nicht zeigen.“ Das Sammelsurium aus Tüten und Beuteln hinterließ keinen besonders guten Eindruck, höchstens den Hauch von Sterilität. Was aber sollte man mit dem Krempel anfangen in einem Landgasthof? „Ich wollte ihn ja absagen“, stammelte Hansi, der jüngere Bruder und eigentlich für de... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
Nein, sie ist keine Frohnatur. Tatsächlich wird man den Tag loben, an dem man sie vor der dritten Tasse Kaffee nicht angesprochen, ja: an dem man sie so gar nicht erst zur Kenntnis genommen hatte. Sie wird einem auch dies vorwerfen, irgendwann, wenn sich dazu die Gelegenheit bietet, beispielsweise an einem sonnigen Nachmittag in der […]... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
Hildegard bremste ab. Ohne auch nur den Kopf zu drehen, setzte sie rückwärts in die enge Parklücke. „Beschwer Dich nicht“, moserte sie, „ich mache das Deinetwegen, schließlich war es Dein Geschenk!“ Ich hatte es mir nicht gewünscht, dafür hatte sie es mir geschenkt. Und jetzt standen wir hier, komplett eingeklemmt vor dem Heimwerkermarkt. „Wir brau... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
Es wuhte, nein: es wuhuute. Noch hinter verschlossenen Fenstern hatte man das Gefühl, die Bäume würden vom Lärm über den Zaun gedrückt. Bismarck kauerte winselnd hinter dem Lehnsessel. Herr Breschke war außer sich vor Wut. „Das macht er mit Absicht“, schrie der Alte und hieb mit der Faust auf den Küchentisch, dass der Löffel aus […]... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„Ich leite das gerne weiter, wie war noch mal Ihr Name?“ Luzie rümpfte die Nase und hieb den Hörer auf die Gabel. „Was für ein widerliches…“ „Ich kann es nicht mehr hören!“ Anne warf ihre Aktentasche quer durch den Flur auf die Couch. „Wenn diese Nervensäge hier noch einmal anruft, werde ich ihm persönlich den […]... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„Iech chabe niecht gewuust!“ Sofia Asgatowna, noch in ihrer bunten Kittelschürze, rang die Hände in wilder Verzweiflung. „Wenn iech chette gewuust, daan iech chette gaanze Ateljeeh niecht gepuutzt, da?“ Annes Perle, die nun seit Jahren auch meinen Haushalt betreute und die Küche nach mancher Beanspruchung wieder wie neu aussehen ließ, war eine aus ... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„Es ist ein bisschen viel geworden.“ Wer die Worte kannte – und wer Horst Breschke kennt, lernt diese Worte recht schnell kennen – der hatte eine leise Ahnung, dass der Gang in die Küche eine noch viel größere Überraschung mit sich bringen würde, so wie der Alte da vor mir stand, beide Ärmel der Strickjacke […]... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„Und dann habe ich hier eine Reihe aufgestellt.“ Die mit Leitungswasser gefüllten Senfgläser gaben der adventlich geschmückten Stube einen ganz eigenen Reiz. Breschke wiegte sich stolz in der Hüfte. Keiner Feuersbrunst würde sein Haus zum Opfer fallen. „Man muss nämlich sofort etwas zum Löschen griffbereit haben“, belehrte mich der Hausherr. „Wenn ... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„Was bildet sich dieser Fatzke eigentlich ein!“ Anne war außer sich vor Wut. „Zehn Jahre lang war ich gut genug, ihm jeden Ärger vom Hals zu halten, und jetzt behandelt er mich wie einen Fußabtreter!“ Luzie schob mir das Schälchen mit den Keksen für Besucher herüber. „Gehen Sie besser nicht rein“, flüsterte sie. „Sie ist […]... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„La-dida-didadi-da-daaa“, trällerte er und tänzelte mit leichtem Schwung in den Hüften den Kiesweg entlang bis zum Kofferraum, „Elviiira Españaaa!“ Herr Breschke setzte den Karton mit den Gläsern vorsichtig in den Wagen hinein. So gute Stimmung hatte ich bei ihm lange nicht erlebt, und das schon vor dem Urlaub. „Den Mantel legen Sie auf die Rückban... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„Sehen Sie hier ein Stäubchen?“ So sehr ich auch sah, sah ich nichts. Herr Breschke triumphierte. „Der Teppich ist nicht nur rein, sondern auch äääh… sauber.“ Das hätte man von einem neuen Staubsauger in der Tat nicht erwarten können. Er war wirklich ein großer Kenner der postmodernen Haushaltstechnik. „Die Leistung ist wirklich enorm“, schwärmte B... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„Das dürfte reichen.“ Herr Breschke zog eine Rolle Dichtungsband nach der anderen aus der Tüte, sechs Stück insgesamt. Vermutlich würde es auch noch ausreichen, um die Küchentür von innen hermetisch zu versiegeln, damit beim Teekochen kein kostbarer Dampf nach außen dränge. „Für innen sollte es auf jeden Fall genügen, und dann müssen wir mal sehen.... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
Minnichkeit lief rot an. „Vielleicht war das doch nicht das Richtige für mich“, stammelte er und knetete seine Finger. Nun also war er Personalchef, hatte keine Ahnung von seinem Beruf und tat das, was er dann immer tat: er rief schleunigst nach mir. „Ich muss bis nächsten Monat drei neue Kräfte einstellen.“ Ihm lief der […]... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
Er hielt dabei die Luft an. Ganz langsam ging Herr Breschke in die Hocke, wobei er sich zur Sicherheit an der Küchenstuhllehne festhielt, hielt kurz aus und kam wieder hoch. „Zwei!“ Nein, als zu fett konnte man den pensionierten Finanzbeamten nicht bezeichnen. Nicht einmal dick oder auch nur dicklich war er, vielleicht eine Spur zu […]... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
Eifrig durchwühlte Breschke die Kellerschublade. „Irgendwo müssen sie liegen“, murmelte er, „ich hatte sie bestimmt hier hineingelegt.“ Angesichts des feuchtkalten Wetters war es nur zu verständlich, dass er den Rasen mit Handschuhen mähen wollte. Vielleicht lag es ja an diesem neuen Apparat. „Elektrisch“, erklärte der Hausherr nonchalant, „aber di... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„Dass Du auch immer alles wegräumen musst!“ Was da klapperte, war unverkennbar der Schrank im Bad, wer klapperte, konnte nur Hildegard sein, denn sonst befand sich keiner in meiner Wohnung. „Wie soll ich morgen das Paket abholen, wenn Du immer alles wegräumst!“ Meine Rasierwasservorräte wären auch ohne sie zur Neige gegangen, ganz zu schweigen von ... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
Luzie stöhnte. „Ich wünsche ja niemandem etwas Schlechtes“, presste sie hervor, während jeder von uns wusste: doch, einem. Anne konferierte hektisch mit dem Amtsgericht – es ging um eine größere Kuchenlieferung für den Geburtstag einer Kollegin, aber das musste niemand wissen – und Herr Kurtz saß im Vorzimmer, als hätte er sich mit voller Absicht [... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„Aber möglich wäre das schon!“ Er piekste mit der Rosenschere mittelgroße Löcher in die Luft, dann knipste er eine Blüte ab und noch eine. „Sie müssen mal die Nachrichten verfolgen – allein, was die da alles nicht sagen, das ist doch verdächtig!“ Herr Breschke zupfte noch ein bisschen am Rosenstock. Sicherlich hatte ihn der Klimawandel, […]... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„Irgendwie muss sich der Deckel gelöst haben“, mutmaßte Herr Breschke. „Zum Glück stand das Gerät hier unterhalb der Hängeschränke. Sonst wäre das ganze Zeug bestimmt durch die ganze Küche… ach, ich möchte gar nicht daran denken!“ Tapfer wischte er die hartnäckigen Anhaftungen von der Unterseite des Geschirrschranks. So wie er selbst, so stur war d... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„Man darf ja nichts sagen!“ Frau Breschke hob abwehrend die Hände. „Am Anfang hat er diese grünen Tabletten genommen, die Apothekerin hat sie ihm aufgeschwatzt, aber sein Gedächtnis wurde nicht besser.“ „Und dann?“ Sie seufzte. „Er wusste nicht mehr, wo er sie hingelegt hat.“ Der alte Herr knipste mit der Rosenschere an einem seiner Stöcke […... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
Bruno war am Ende. Seine Schnurrbartspitzen vibrierten bedenklich. „Ich mache den Laden zu“, stöhnte er, „das kann doch kein Mensch kochen!“ Keiner wagte ein Wort zu sagen. Dicke Luft. „Vor allem, wir haben dreißig Gedecke.“ Hansi, der Serviceleiter der beiden Bückler-Brüder, kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Das alles aufzutragen ist ja schon un... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„Hier ist schon alles vertikutiert.“ Der Hausherr deutete im weiten Bogen auf das Rasenstück hinter der Auffahrt. „An der Seite können wir dann den Bodendecker pflanzen.“ Ich schulterte die Schaufel, denn wer sonst würde das wohl tun. Ein paar klägliche Reste vom Steinbrech lagen noch an der Rasenkante. „Dabei hatte mir meine Tochter garantiert, da... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„Ruf Doktor Klengel an!“ Hildegard tupfte sich den Schweiß mit dem Handtuch ab. Sie sah blass aus, deutlich blasser als ohnehin, und es stand ihn nicht einmal gut. „Nichts täte ich wohl lieber“, sagte ich mitfühlend, „allein der alte Herr praktiziert seit Jahren nicht mehr. Wie wäre es mit der Ärztin Ecke Uhlandstraße?“ „Es ist […]... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
Luzie zeigte mit dem Daumen ins Sprechzimmer. Der Mandant war außerordentlich laut und schlug mit der Faust auf den Tisch – Annes Schreibtisch, wohlbemerkt, und sie hasste wenig so sehr wie das. „Es geht mir hier ums Prinzip“, erläuterte Herr Jensen. „Ich habe erstens klare Ansichten von der Erziehung meines Sohnes, zweitens kann ich als […]... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„Das muss ansteckend sein.“ Luzie guckte mich über den Rand ihrer Brille hinweg an. „Oder er schluckt Sachen, die man besser nicht schlucken sollte.“ Im Beratungszimmer saß ein älterer Herr in einem viel zu engen, viel zu grauen Jackett. Aufgeregt mustere er seine Umgebung. Anne musste jeden Augenblick kommen. „Ich bestehe auf meinem Recht“, sagte ... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„Du hast mir das eingebrockt“, zischte Anne. „Ich hätte Ihr einen Termin gegeben, wenn Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen!“ Marlene Krupp-Kosinski saß bereits im Beratungszimmer, guckte skeptisch auf das Gebäckstück, das Luzie neben die Kaffeetasse gelegt hatte, und blätterte in ihrem kleinen, roten Notizbuch. „Er hat mir Ihre Kanzlei empf... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„Verdammt noch mal, wir passen eben einfach perfekt zusammen!“ Anne war, was half’s, wütend. Ich hatte ihrem Furor nichts entgegenzusetzen, viel schlimmer noch: die gute Sache machte es ja auch erforderlich. „Wen sollte ich denn mitnehmen? etwa Hülsenbeck, diesen elenden Schlawendrian?“ Die Entscheidung war gefallen. Es konnte nur einen geben, und ... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
Sie waren überall. Einige wanderten ziellos an der Scheibe entlang, die auf den Innenhof hinausging, andere wanderten zielstrebig auf die Scheibe zu, die auf dem Teller lag, gutes Graubrot, darauf Butter und Mortadella. Hildegard schien das zu stören. Dabei war es doch meine Küche, in der sich das Getier häuslich niedergelassen hatte. „Sie stören m... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
Viel hatte ich nicht verstanden, denn Anne war einem Nervenzusammenbruch nah gewesen. „Wir haben alles versucht“, wimmerte sie. „Luzie hat sogar bis zum Ellenbogen – nein, ich kann das einfach nicht mehr!“ Das Wasser stand bis zum Rand der Sanitärkeramik, das Handwaschbecken war augenscheinlich verstopft, und selbst in der Teeküche ließ sich nichts... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„Ich wärme uns eben einen Tee auf.“ Nein, das konnte nicht Herr Breschke sein. Nicht der Breschke, der sich beschwerte, wenn sein Tee länger als eine Viertelstunde stand und eine feine Haut bildete. Es war aber derselbe, der den Sud aus der Kanne in einen Milchtopf goss und auf die Herdplatte stellte. Bismarck ließ sich […]... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„Ganz in Schwarz!“ Herr Breschke fuchtelte aufgeregt mit der Kantenschere herum. „Ich habe ihn doch gestern erst gesehen – er trug so einen schwarzen Umhang. Das ist ganz bestimmt so ein furchtbarer Terrorist!“ Ich seufzte. Wer in die Nachbarschaft des Alten zog, hatte so schnell nichts zu lachen. Er ließ sich wieder auf die Knie […]... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
Luzie schob tröstend den Keksteller über den Tresen. „Das Schwein hat mich dreimal reingelegt“, kaute Paulsen, „dreimal! Ich weiß kaum noch, wovon ich meine Gehälter bezahlen soll!“ Er langte noch einmal ordentlich zu, dann kam Anne auch schon aus dem Beratungszimmer. „Hümpel mal wieder“, knurrte sie. „Alle Jahre wieder.“ Schon der alte Heinrich Wi... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
„Sie war die Schwippcousine der Halbschwester von Onkel Eduard.“ Weiter kam Hildegard nicht, sie musste zum Einparken die Zunge einklemmen. Das machte die Prozedur zwar nicht weniger anstrengend, aber sie hielt wenigstens für einen Moment den Mund. „Also war Luise die angeheiratete Schwägerin von Hedwig – nicht die Hedwig, sondern die von der mütte... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
Es roch nach Sandelholz und Reinigungsmittel. Die wohlbekannten Plakate an der Wand sahen aus, als fänden hier Motivationskurse statt. Oder wenigstens Reparaturen für Motivationstrainer. Nicht einmal die Dame am Empfang interessierte sich für mich. Das also war das Institut, in dem die Innovation des Menschen stattfand. „Minnichkeit?“ Er errötete s... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
Bismarck lag apathisch auf dem Sessel und schniefte. „Sie sehen es doch selbst“, jammerte Herr Breschke, „er kann es gar nicht gewesen sein!“ Das ließ sich nun nicht leugnen; zwar schlich der von einem Sommerschnüpfchen gequälte Dackel ab und an in die Küche und schlappte ein bisschen Wasser, doch das Haus hatte er seit einer […]... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com
Hildegard rührte unschlüssig in ihrer Kaffeetasse. „Ich müsste spätestens heute die Bluse aus der Reinigung holen“, verkündete sie. „Also musst Du sie heute abholen“, gab ich zurück. „Denn wenn Du sie heute nicht abholst, dann ist es ja morgen zu spät.“ „Stimmt“, sagte sie gedankenverloren. „Welche Bluse übrigens?“ Jedenfalls war es nicht meine. Hi... mehr auf zynaesthesie.wordpress.com